Gruppenbild beim Ehrenabend mit Hans Binner (vorne links) Unter dem Motto "Erinnerungen und Mahnungen" hat das letzte noch aktive Gründungsmitglied der Freudenberger SPD, Hans Binner, bei der Jubiläumsfeier im Gasthaus Märkl auf die vergangenen 40 Jahre zurückgeblickt. Bei seiner sehr persönlichen Rede sprach er vielen Mitgliedern aus der Seele. Langanhaltender Applaus war der Dank dafür. Hier Auszüge seiner Rede zum Nachlesen:
Liebe Genossen,
40 Jahre SPD-Ortsverein Freudenberg-Wutschdorf, ein rundes Jubiläum ist Grund heute fröhlich zu feiern. Was hat mich 21-Jährigen damals überhaupt bewogen, im Nebenzimmer des Gasthauses Märkl einen SPD-Ortsverein mitzugründen? Nicht Gemeindepolitik, nicht Landespolitik im superschwarzen Bayern - es war die Geschichte der Partei.
- Ihr immerwährender Kampf für soziale Gerechtigkeit
- Ihr Kampf gegen jegliche Form von Diktatur und Militarismus
- Ihr Versuch, dem kleinen Mann eine Chance zu erkämpfen, gegen Großbürgertum und Adel und später gegen das Kapital und ihre Klientel
- Die gesellschaftlichen und politischen Ereignisse der späten 60er-Jahre
- Mit Willy Brandt hatte die SPD einen Politiker, der mit seiner Friedens- und Ostpolitik in Deutschland und mehr noch im Ausland höchstes Ansehen genoss.
All diese Gründe haben mich vor 40 Jahren bewogen, mit acht Genossen in Freudenberg einen Ortsverein zu gründen. Ich erinnere mich noch gut an die frohe Aufbruchstimmung, die damals herrschte.
Heute ist der Ortsverein 40 Jahre alt: Meine Gratulation! Er hat sich gut gehalten, hatte Höhen und Tiefen, ist aber immer eine respektierte Gemeinschaft gewesen. Herzlichen Dank an alle Genossen des SPD-Ortsverein Freudenberg. Auch die Bundes-SPD ist 40 Jahre älter geworden. Leider, leider kann ich ihr kaum gratulieren. Warum ist die SPD in das tiefe Tal der Tränen gestürzt?
Sie hat sich abgewandt von dem "S" in ihrem Parteinamen. "S" steht für soziale Kompetenz und soziale Gerechtigkeit gegenüber den Schwächeren in unserer Gesellschaft. Nicht nur Schröders Hartz IV und die Rente mit 67 ließ viele SPDler zu einer anderen Partei wechseln oder gar nicht zur Wahl gehen. Auch die traditionellen Verbindung zu den Gewerkschaften hat sich weitgehend gelöst. Dass eine Regierung mit SPD-Beteiligung deutsche Soldaten in einen Krieg nach Afghanistan schickt, widerspricht jedem sozialdemokratischen Verständnis.
Liebe Genossinen und Genossen, wenn ich hier mit der Partei etwas ins Gericht gegangen bin, so bedeutet dies keine Abwendung, sondern zeugt von meiner großen Sorge um sie. Ich hoffe und wünsche mir, dass wir aus der Opposition gestärkt und erneuert zurückkehren. Die SPD muss wieder eine Volkspartei werden! Also auf eine neue Zukunft! Dem Geburtstagskind ein rauschendes Fest, viel Freude und weiterhin viel Glück!
Euer Hans Binner