Da überlegt man in Brüssel, wie man den eher kleinen Bauern unter die Arme greifen kann - und ausgerechnet der Bauernverband läuft dagegen Sturm. Bauernverbandspräsident Gerd Sonnleitner schwingt wieder einmal die Anti-Europa-Keule, weil die EU definieren will, was ein "aktiver Landwirt" ist. Dabei wäre diese Definition im Sinne der Bauern dringend nötig.
"Wollen wir jetzt auch noch kontrollieren, wer auf dem Schlepper sitzt?" spottet Sonnleitner in einem Zeitungsartikel (hier) über den Vorstoß der EU. Dem CSU-nahen Bauernverband und seinem Präsidenten gefällt dieses Vorhaben überhaupt nicht, müssten doch seine wichtigsten Gönner und Profiteure mit drastischen Abstrichen rechnen.
Hintergrund der Überlegung bei der EU ist, dass gewisse Zuschüsse nur noch an "echte Bauern" fließen sollen - also an Familienbetriebe, die noch selber auf dem Acker arbeiten. NICHT aber an Industriefarmen, an Großmolkereien, an Düngermittelhersteller oder an so bedürftige Unternehmen wie die fürstliche Ländereiverwaltung von Thurn und Taxis. Solche Großbetriebe kassierten in den vergangenen Jahren die meisten Agrarzuschüsse von der EU.
Die SPD hat sich immer für eine klein strukturierte Landwirtschaft - so wie sie traditionell in der Oberpfalz vorherrscht - stark gemacht. Nur in Familienbetrieben mit überschaubarer Größe ist ein verantwortungsvoller Umgang mit Tieren und Landschaft gewährleistet. Die CSU und der Bauernverband haben sich hingegen jahrzehntelang für eine Vergrößerung der Strukturen eingesetzt. Die Folge ist eine Monopolisierung der Agrarbranche und ein Bauernhofsterben mit fatalen Folgen für die ländlichen Räume. Dass die EU diese Entwicklung stoppen will, ist zu begrüßen.